Dienstag, 16. November 2010

Fotos: Kindergarten und Haus

Puppentheater
Arbeiten im Cuaderno

Siesta

Unsere Dinowelt


Unser Garten


Unser Häuschen, Corinna


Küche, Esszimmer, Chantal


Das Bad

Weitere Einblicke in eine völlig andere Welt

Mittlerweile sind es nur noch 4 Stunden Zeitumstellung nach Deutschland, was einiges erleichtert. Wie es dazu kommt? Nun ja, in Deutschland wird, wie in den meisten Ländern, die Uhr von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. Hier in Argentinien wird das allerdings so geregelt, dass ein Jahr mal die Uhr umgestellt wird und im anderen nicht. Je nach dem, wie die gerade Lust dazu haben...

Dies als Einstieg in:
„Weitere Einblick in eine völlig andere Welt...“:

Unsere Telefonrechnung bezahlen wir in der Apotheke (Farmacía).

Im Bahnhof schlafen auf Pappen Unmengen an Straßenhunden.

Die Polizeisirene wechselt zwischen mindestens 5 verschiedenen Melodien.

Krankenwagen haben immer Blaulicht an.

Bushaltestellen werden durch Aufkleber an Laternenpfählen gekennzeichnet.
Die Leute stehen an der Bushaltestelle in einer Schlange, die oft um Straßenecken noch herumführt.
Man muss den Arm raushalten, um einen Bus anzuhalten.
Dann muss man sich beeilen, denn so richtig halten tut der auch nicht.
Jeder Bus ist unterschiedlich gestaltet; viele sind durch buntes Licht, Discokugeln und Spiegeln aufgepimpt- meistens läuft durch den ganzen Bus hörbare Musik.
Eine Fahrt kostet ca 1,5 Pesos, was ca 30 cent entspricht.
Busse werden so lange mit Menschen vollgestopft, bis der erste aus der Tür fällt, weil nicht mal mehr beim Busfahrer auf dem Schoß Platz ist...

Im Straßenverkehr gilt: Wer das größere Auto hat oder am lautesten hupt, darf fahren.

Alle Wörter werden verniedlicht. („Todos los chicitos ponen su mochilitos a la guardaropita.“ „Deja la puertita cerrita!“...)

In jeder freien Minute wird Mate getrunken.

Es gibt nur Weißbrot. Gebäck ist meistens mit einer fetten Schicht Dulce de Leche bestrichen.
Alles ist süß.

Im Supermarkt haben alle viel zu viel Zeit.

Schokolade ist überteuert. (Die 500g Milka hat neulich knapp 5 Euro gekostet...)

Weingummi, Lakritz, Brause etc. gibt es hier nur als Fakeversionen.

Mülleimer bestehen aus einer ca. 1,5 m hohen Stange mit einem Korb oben drauf. Der Korb hat mehr Löcher als Stangen und dadurch halten nur vollgestopfte Tüten, kein Einzelmüll.

Das grüne Ampelmännchen ist weiß.

Um irgendwo anzukommen, muss man mindestens 3mal fragen, weil von diesen 3 Personen mind. 2 dich in die falsche Richtung schicken.

Klopapier gehört oft in den Mülleimer. Teilweise funktioniert die Spülung nicht.

Öffentliche Toiletten kann man generell nicht abschließen.

Duschen ist ein einziger heiß-kalt-Wechsel.

Wir müssen, um auf unser Grundstück zu kommen, erst einmal ein großes Gartentor aufschließen.

Die Türen der Bahn bleiben während der Fahrt offen und die ganz harten steigen so dort aus, wo sie wollen.

Es wird nicht aufgeschrien, wenn eine fiese Kakerlake durch das Zimmer rennt. (Die sind wirklich mega schnell...)

Weihnachten wird im Sommer sein.

Montag, 18. Oktober 2010

Quilmes



* Quilmes liegt ca 45 min von Capital entfernt, hat más o menos 231.000 Einwohner, eine nette Innenstadt mit großer Einkaufstraße und vielen Cafés, eine Bierbrauerei und eine Fußballmannschaft in der 2. Liga. *
...
So kam ich also mit Corinna und Chantal, meinen zwei Mitbewohnerinnen, in der Calle Padre Bruzzone an. Wir wurden herzlich von unserer Gastmutter in Empfang genommen und gleich zu unserem Häuschen geführt. Das liegt nämlich hinten im Garten der Familie.
Wir haben hier einen Ess- und Wohnbereich, der in die Küche übergeht und durch eine Wand (ohne Decke) Corinnas Zimmer abtrennt. Chantal und ich teilen uns ein weiteres Zimmer und dann gibt es natürlich noch ein kleines Bad. Abends und morgens ist es hier leider immer noch ziemlich kalt, aber mittlerweile haben wir herausgefunden, wie unser salamander (Ofen) funktioniert.
Mir gefällt unsere Wohnung hier wirklich sehr gut und ich finde es toll, mal WG-Leben ausprobieren zu können.

Zu meiner Arbeit:
Ich arbeite von 7:30 bis 14:00 im Kindergarten mit den ältesten Kindern (5 / 6 Jahre) in der Sala Verde.
Wir frühstücken gemeinsam, spielen drinnen und draußen, machen Musik und Sport, basteln zu verschiedenen Themen, lesen Geschichten, üben Lesen und Schreiben und essen Mittag. Mein Tag hört dann auf, wenn alle Kinder in den Schlaf gestreichelt wurden und endlich einmal zur Ruhe gekommen sind.
Auch wenn es echt anstrengend und Nerven aufreibend sein kann - mir macht die Arbeit großen Spaß, ich habe super nette Mitarbeiterinnen und die Kinder sind mir jetzt schon sehr ans Herz gewachsen. Außerdem gefällt mir der liebevolle Umgang im Kindergarten. Und das Essen :D

Absolut nicht klar komme ich dagegen mit den Informationen über die Kinder. Wir erfahren jeden Tag mehr über ihre Familien- und Wohnsituation und es entsetzt mich jeden Tag von Neuem.
Warum muss es so viel Armut in der Welt geben?! Warum so viel Gewalt?! Warum passieren so viele schreckliche Sachen und warum hört es nicht auf?! …

Genau diese Fragen frage ich mich auch wenn ich an den vielen bettelnden Menschen (oft Kinder; teilweise sogar mit Kind), den Schuputzern, Autowäschern oder Cartoneros (Karton- und Pappesammler mit Wagen zum Selber-ziehen oder mit Pferd) vorbeikomme oder aus Bus und Bahn aus dem Fenster auf die „Wellblechdörfer“ oder die riesigen Müllhalden sehe. Wenn ich daneben die riesigen modernen Gebäude sehe, versteh ich die Welt nicht mehr!


Nun aber nochmal zu einem schöneren Thema.
Wir haben hier schon ein paar schöne Parks ausfindig gemacht und damit endlich ein bisschen Natur in dieser riesigen Stadt gefunden. Da hier ja jetzt Frühling ist, blühen alle Pflanzen auf und verschönern den Anblick immer mehr. Auch in unserem Garten, wo ich mich gerne aufhalte und die Sonne genieße – so wie jetzt gerade :) - ist alles schon wunderschön bunt. Neulich ist ein Kolibri keine 2 Meter von mir entfernt vor einer Blume in der Luft „stehen geblieben“. Das hat ein Lächeln auf meinen Lippen hervorgezaubert.
Es ist wirklich schön hier.

Erste Eindrücke


Hilfe, die Küche brennt!

Empanadas

Corinna und ich beim Kochen

ehemalige "Wohnung" eines Paares mit Kind
Zimmer im ISEDET


Stadt
Asado







Ich kann es gar nicht glauben. Ich habe es geschafft mir einen Blog einzurichten. Nach knapp zwei Monaten auch höchste Zeit.
Daran kann man mal sehen, wie viel Zeit ich für "so etwas" habe. Nämlich kaum. Hier gibt es immer etwas zu tun. Was aber sehr gut ist, denn dadurch erlebe ich hier echt viel.
Nun aber mal von Anfang an - auch wenn ich sicherlich nicht mehr alles zusammen bekomme und nicht alles mehr als wichtig bewerte.

Gelandet sind wir am 16.8., abends um ca 19:00 Ortszeit. Angestrengt von der ca 24stündigen Reise, kamen wir dann endlich in der Thelogischen Fakultät (ISEDET) an. Erste Eindrücke der anderen Freiwilligen sammeln, Zimmer beziehen (immer ~8 Personen pro Zimmer), kurze Vorstellrunde beim gemeinsamen Abendessen und ab ins Bett. Der erste Tag war noch zum "Ankommen" und am Mittwoch ging es dann mit dem Sprachkurs los. Wir wurden in Kurse mit verschiedenen Niveaus eingeteilt. Von nun an hieß es um 8 aufstehen, schnell etwas frühstücken und ab 9 Uhr fünf Stunden Castellano lernen.
Nachmittags gab es immer Angebote, teils freiwillig, teils Pflicht. So habe ich sehr viel über Land, Leute und Kultur gelernt, kann Armbänder knüpfen und Empanadas machen und habe schon viele Orte gesehen.
Mit den anderen Freiwilligen bin ich super klar gekommen und habe neue tolle Menschen kennengelernt.
Alleine sein war bislang ziemlich schwierig bis unmöglich, weil man immer Leute um sich hatte und das hier mit dem alleine durch die Gegend laufen so eine Sache ist...schon in der zweite Woche haben wir eine Schießerei 2 Cuadras weiter mitbekommen, nur 4 Cuadras in die andere Richtung beginnt eine Villa (so etwas wie Ghetto), wo man nicht mal in einer Gruppe lang laufen sollte...

An den Wochenenden haben wir alle zusammen Asado (Grillen mit gaaanz viel Fleisch. Riesigem Fleisch. Viel zu viel Fleisch.) gamcht und das Nachtleben von Buenos Aires erkundet. Zum Feiern geht man hier erst so gegen 1 Uhr los und bleibt dann auch entsprechend lange, die Clubs kosten (dank Machismo) für Mädchen weniger als für Jungs, wenn sie nicht sogar umsonst rein kommen. Als Ausländer hat man nochmal Bonus und kommt auch rein wenn sonst niemand mehr reingelassen wird; sogar bei den VIP-Bereichen hat man gute Chancen:D
Ich als blondes Mädchen mit blauen Augen und heller Haut falle natürlich sehr auf, was positiv aber auch schnell negativ und vor allem nervig sein kann...

Über die Zeit habe ich zum Glück gelernt, Colectivo (Bus), Subte (U-Bahn) und Tren (Bahn) zu fahren ohne dabei aus dem fahrenden Wagen zu fallen. Hier geht das nämlich alles ein bisschen Zeit sparender: während der Fahrt Türen auf, Menschen raus, halten, Menschen rein, losfahren, Türen zu. Sehr gefährlich für nichtsahnende Anfänger!
Ganz im Gegenteil dazu ist das hier im Supermarkt. Da haben alle auf einmal unendlich viel Zeit und die Waren werden noch fünfmal gedreht und begutachtet bevor sie eingescannt und eingepackt werden (-ja in Tüten einpacken ist oft im Service mit inbegriffen. Man kann sich den Einkauf sogar nach Hause liefern lassen).

Die 3 Wochen gingen schnell vorbei und doch hatte ich das Gefühl schon viel länger hier zu sein.
Während der Zeit wurden alle immer heißer auf ihre Einsatzstellen und darauf, dass es nun "richtig" losgehen könnte. So kam der Tag des Aufbruchs und ich endlich nach Quilmes.